Tag Archive: Käse


Guten Tag,

ich bin Johanna von der Käserinde. Nomen est omen, denn Lyrik und Kurzprosa sind Randerscheinungen im Literaturbetrieb – obwohl das ganze Volk dichtet – oder vielleicht gerade deshalb? Jeder kann dichten! Aber sicher. Die Frage ist nur wie – und auch da scheiden sich die Geister. Wie könnte es anders sein.

Ich also dichte auch und schreibe ebenso gerne kurze Texte. Die sind zu Hunderten in meinem Berufsleben als Journalistin als Randnotizen und Glossen neben unzähligen Artikeln erschienen. Glossen sind ja Randnotizen. Ich sollte also schreiben können, wenn ich meine Rente mit dem Schreiben verdient habe…

Nun bin ich älter geworden und gleichzeitig ist mir klar geworden: Alles Wesentliche ist schon seit Jahrtausenden gedacht, gesagt, geschrieben und ausgesprochen worden. Was bleibt mir also noch? Da bleibt mir nur noch, die ewigen Wiederholungen in meine Form zu gießen, die mit Humor ausgekleidet ist, mehr noch: deren Kern Humor ist! Auch das ist nicht neu, in der Tat.

Ich baue mir eine Brücke: Die Wiederholung ist der wahre Herrscher der Welt, denn in ihr leben und lieben sich Fortsetzung und Ewigkeit. Das gilt auch für das Schreiben und seine Buchstaben. Kein Leben ohne Wiederholung, kein ewiges Leben ohne ewige Wiederholung.

Das kann der Mensch auf Erden aber nur schwer aushalten. Er muss immer wieder Neues schaffen und ausprobieren. Das ist sein Schicksal. Er sollte es mit Humor tragen lernen. Der allein auch umgibt den schlechtesten Käse mit einer wunderbaren Käserinde! Das ist kein Verschleiern. Das ist Symbiose!

Wer könnte das besser in die Welt bringen als ich, Johanna von der Käserinde? Und nun Schluss, denn: Wer will und kann schon alles erklären im Leben? Wie schrecklich wäre das denn? „smile“-Emoticon

Mit dieser Seite grüße ich übrigens herzlich meinen Kollegen Walther von der Vogelweide in die Ewigkeit! Was zu seinen Zeiten die Vogelweide, das ist heute unzweifelhaft die Käserinde – im großen Weltgeschehen eine Randerscheinung, aber Sie wissen ja nun: ohne Rand kein Inhalt!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 19. September 2011

Was wäre der Mensch ohne Käse? Er wäre ein Nichts -  nun ja, nicht ganz. Zumindest aber wäre er total käselos, man könnte auch sagen käsefrei und – wer von uns möchte schon käselos und käsefrei sein!

Der wichtigste Griff an einem gemütlichen Abend – noch vor dem Knie einer schönen Frau – ist der Griff zum Käse, wenn der Rotwein dabei nicht fehlt. Das hörte ich neulich aus männlichem Mund. Ist ohne Käse alles nur halb so schön? Dieser Vertreter des männlichen Geschlechtes scheint das zu glauben. Gut für den Käse, traurig für die Frauen…

Wenn wir weiter über die wundersamen Wirkungen und Freuden von Käse sinnieren, dann kann aber auch eines nicht unerwähnt bleiben: Wie die zwei Seiten einer Medaille gut und böse sind, so ist es auch beim Käse. Wir lieben und entbehren ihn und nennen ihn doch gleichzeitig in Zusammenhang mit etwas Schlechtem, das uns widerfährt oder es einfach nur ist. Wir sagen: So ein Käse! Jeder weiß, was damit gemeint ist.

Dinge, die wir oder andere tun, können so geraten, dass wir sie als Käse bezeichnen, sie können, sie können immer! Deshalb zum Beispiel wird es auch nicht mehr lange dauern, und man wird von digitalem Käse reden. Dieser Begriff wird in den Duden und die Wörterbücher der Welt eingehen. Diese moderne Erscheinungsform könnte man im Zuge der modernen gebräuchlichen Abkürzungsmode dann mit „dk“ abkürzen. Achtung also: Wenn Ihnen demnächst unter einer email oder einer Mitteilung über facebook das Kürzel „dk“ begegnet, dann haben Sie digitalen Käse geschrieben!

Wenn ich ein Käse wäre und eine Seele hätte, stürzte mich das in arge Nöte. Wahrscheinlich wäre der nächste Weg der zu einem Käsepsychologen und der Bitte, mich zu beraten. Wenn der dann vorschlüge, das bei einem Glas Rotwein zu tun, wäre wahrscheinlich schnell alles wieder in Ordnung und auch die Käseseele wieder gesund. Die Welt ist, wie sie ist. Käse jeder Art ist immer gut mit viel Rotwein zu verdauen!