Frankfurt Sommertag

30.Juli 2004

 

Frankfurt träumt im Hexenkessel,

Menschen gaukeln, Schwäne schaukeln.

Viel Geschiebe im Getriebe dem Leben zuliebe.

 

Ich möchte seerosenbadengehen mit Goethe

im Palmengarten.

Aber der schlummert im Goethehaus zwischen

alten Bildern, Dielen, Schränken und Efeu berankten Mauern.

Er sieht mich nicht.

 

Meine müde gelaufenen Beine freuen sich

auf weißes Plastikgestühl.

Der Nagellack von den Zehennägeln ist ab

vom Laufen und Raufen mit dem Großstadtpflaster.

Menschenleiber, sonderbare, blonde, braune, schwarze Haare.

Der Sari steht ihnen gut.

Sie können damit sogar Auto fahren.

 

Es gibt einen schönen Kindergarten in Frankfurt,

mitten in der Stadt, im Grünen.

Du hörst die Kinder lachen bis in den fünften Stock

des Penthouses mit Blick auf die Frankfurter Skyline.

 

Ich möchte dichten gehen mit Goethe

im Palmengarten,

aber der schlummert im Goethehaus zwischen

alten Bildern, Dielen, Schränken und Efeu berankten Mauern.

Er sieht die Brautpaare nicht.

 

Lachend kommen sie daher auf den Kieswegen,

aber die Entenmutter mit ihren drei Jungen

war schon vor ihnen da.

Weiße Sommerhosen wandeln zwischen roten Rosen,

auch ein Badeanzug mit Netzhemd darüber ist dabei,

denn es ist heiß in Frankfurt.

 

Auf dem Römerberg servieren sie Matjeshering.

 

Der Wind säuselt durch die Haare

eines Mädchens auf dem Main.

Das Schiff fährt in den Abend.

Kein stummer Liebeskummer.

„Wolfgang liebt mich schon seit zehn Jahren,

ich ihn aber nicht“, tönt es vom Oberdeck.

 

Bald geht die Sonne unter

und endlos reiht sich Flugzeug an Flugzeug

wie auf einer Perlenkette zum Landeanflug ein.

Jetzt sieht es aus, als seien sie Sterne.

 

Ich möchte Sterne pflücken gehen mit Goethe

im Palmengarten,

aber der schlummert im Goethehaus zwischen

alten Bildern, Dielen und Schränken und

Efeu berankten Mauern.

Er hat sie lange gepflückt.

 

Mir bleiben die Kamillenblüten, die Silotürme

und die Trauerweiden am Ufer, die roten

Schleusenlichter, die Angler und Griller am Fluss,

der Skipper mit den nackten Beinen in der Schleuse,

Achtung Absackungen am Ufer,

die einen Schiffsgarten tragende „Salisso“

im Vorübergleiten.

Wonne kommt auf, denn

die Abendröte erzählt Märchen über Sachsenhausen.

 

Foto: Wolf Tekook (www.wolftek.de)