erschienen am 8. Januar 2011 im Hamburger Abendblatt

Die grauen Zeiten haben es in sich. Wenn der November grau daherkommt und sich der Himmel hinter den Wolken versteckt, mag das keiner. Sehnsucht nach Sonne ist dann angesagt. Aber das lässt sich leider nicht erzwingen.

Im vergangenen Jahr war das anders. Der frühe Schnee brachte auch oftmals einen schönen blauen Himmel mit sich. Kälte, Schnee und Sonne, das ist eine wunderbare Kombination. Warm anziehen und hinaus in die blau-weiße Welt. Des Guten zuviel war es? Wir werden uns sehnsüchtig an die traumhaften Ansichten erinnern, wenn sich der Regen wieder eingestellt haben wird und es aus dem Grau der Wolken nieselt und nieselt.

Strahlende Sonne in der Wette strahlend mit einem blauen Himmel, das macht aus uns allen andere Menschen. Wir suchen das Licht und nicht die Dunkelheit. Ein Freund brachte es neulich auf eine Jahresbilanz besonderer Art, als er darüber redete, wie sehr er die Sonne in unseren Breiten doch immer wieder vermisst, besonders in grauen Novembertagen und grauen Wintern.

„Erst kommt die Winterdepression, die nahtlos abgelöst werden wird vom Frühjahrstief, dem Sommerloch und der Herbstmelancholie!“ Sind das schöne Aussichten? Nein, natürlich nicht!  Versuchen wir einmal eine hoffnungsvollere Variante.

Die Winterdepression wurde durch traumhafte Schneelandschaften abgemildert. Das Frühjahrstief wird dem nicht nachstehen wollen und uns mit üppiger Tulpen- und Narzissenpracht erfreuen. Das Sommerloch mag kommen, wenn es denn warm und freundlich ist – und alle Voraussagen lassen darauf schließen. Die Herbstmelancholie? Sie wird uns sommergestärkt erreichen und dadurch prächtig bekämpft werden können.

Was soll uns also geschehen? Nichts! Abgesehen davon – was sollen uns Gedanken in eine doch ungewisse Zukunft? Erwarten wir sie hoffnungsvoll und fröhlich, dann sollte auch dieser besondere „Cocktail“ melancholischer Erwartungen versüßt sein!

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