Fast 500 Jahre Hamburger Kaufmannstradition am Jahresende 2013 in der Börse als Jahresabschlussversammlung der Hamburger Wirtschaft

Aufmerksames Publikum in der Börse

Aufmerksames Publikum in der Börse

Zum Jahresende 2013 ist sie wie in jedem Jahr die traditionelle Schlussveranstaltung der Hamburger Wirtschaft: die „Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns“.  Alles was Rang und Namen hat, findet sich auf persönliche Einladung im Börsensaal ein und erwartet gespannt den Bericht des Präses der Handelskammer Hamburg über die wirtschaftliche Gesamtsituation der Stadt mit Ausblicken über den Tellerrand Hamburgs hinaus. An diesem Silvestertag strömen über 2000 Gäste in den dicht an dicht von  Stühlen gefüllten Börsensaal und nehmen schon lange vor Beginn ihre Plätze ein, denn schon in der Einladung wird darauf hingewiesen, dass die Veranstaltung pünktlich beginnen wird. Es ist Silvester. Sind die Ehrbaren Kaufleute pünktlich? Sie sind es. Es beginnt um 12 Uhr –  keine Drinks, keine Häppchen. Als Vorspeise, Hauptgericht und Dessert: Worte.

Das intensive Grundraunen im großen Börsensaal mit seinen offenen Stockwerken, Rundgängen und Seitenarkaden weicht schlagartig einem erwartungsvollen Schweigen. Zur Eröffnung spricht Christian Dyckerhoff, Vorsitzender der „Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg e.V.“ (VEEK). Danach gehören Podium und Mikrofon dem Präses der Handelskammer Hamburg, Fritz Horst Melsheimer. Ihm folgt nach über einer Stunde Redezeit Dr. Ottmar Gast, Sprecher der Geschäftsführung der “Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft KG“ mit dem traditionell von einem Vertreter der Hamburger Kaufmannschaft ausgesprochenen Dank an die Handelskammer für die im abgelaufenen Jahr geleistete Arbeit.

Fritz Horst Melsheimer

Fritz Horst Melsheimer

Warum ist diese Veranstaltung im Jahresverlauf so wichtig, dass alle hochrangigen Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Organisationen ihr die Ehre geben und das zwei Stunden lang am letzten Tag des Jahres? Die Handelskammer schreibt dazu: „Unsere Handelskammer Hamburg ist seit 1665 die Selbstverwaltung der gewerblichen Hamburger Wirtschaft. Wir vertreten die Interessen von über 170.000 Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung, sind kundenorientierter Dienstleister für unsere Mitgliedsfirmen und unabhängiger Anwalt von Markt, Wettbewerb und Fair Play.“

Aber es ist noch mehr als das. Wer hier zuhört, kann sich auch als Teil einer hanseatischen Tradition fühlen, die über Jahrhunderte gepflegt und damit erhalten worden ist, deren Bedeutung und Aktualität nicht in Frage gestellt wird. Unvorstellbar, dass es anders wäre. Die Wurzeln der „Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns  Hamburg e.V.“ liegen weit zurück.

Was heute als „kundenorientierter Dienstleister“ daherkommt, begann 1517 als der „Gemeene Kopman“.  Dieser Zusammenschluss der Seehandel betreibenden Kaufleute erhielt vom „Ehrbaren Rat der Stadt“ das Recht, einen aus sechs Männern bestehenden Vorstand zu wählen. Die Aufgabe dieser „Kaufmannsälterleute“ war es, alles „Notwendige zu des Kaufmanns Nutzen“ zu fördern. Im 17. Jahrhundert wurde aus dem „Gemeenen Kopmann“ der „Ehrbare Kaufmann“.

Es folgte 1665 das Recht, die Mitglieder der gerade gegründeten „Commerz Deputation“ zu wählen, der Beginn der heutigen Handelskammer. Eine ständige, gut organisierte und handlungsfähige Kaufmannschaft hatte sich als wichtig erwiesen. Zu Napoleons Zeiten zwischen 1811 und 1814 fungierte sie als „Commerz-Kammer“. Im Jahr 1867 schließlich wurde sie in „Handelskammer Hamburg“ umbenannt.

Seit 1956 werden die Plenarmitglieder der Handelskammer aufgrund des Bundes-IHK-Gesetzes in direkten und geheimen Wahlen ermittelt. Der „Ehrbare Kaufmann“ allerdings, er existiert noch in Form der „Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg e.V.“ Seine traditionelle Jahresschlussversammlung wird vom Vorsitzenden der VEEK eröffnet, gefolgt vom Vortrag des Präses der Handelskammer und beendet durch einen Dank, ausgesprochen von einem Vertreter der Hamburger Kaufmannschaft.

In der Öffentlichkeit über Hamburg hinaus wird sicherlich 2014  die Aufforderung  Melsheimers an Bürgermeister Scholz Gehör finden, sich für eine Olympia Bewerbung Hamburgs stark zu machen. Wir haben an dieser Stelle die Möglichkeit, unseren interessierten Lesern Information aus erster Hand über den gesamten Inhalt durch den Abdruck der Rede des Präses der Handelskammer zu geben und sich so ein eigenes Bild zu machen. Sie ist in der folgenden pdf nachzulesen.

Rede Fritz Horst Melsheimer

Fotos: Handelskammer/Zapf

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