Gelesen am 1. September 2010 zum Antikriegstag, einer Veranstaltung des Verbandes Deutscher Schriftsteller in Hamburg

Mirt Hannelore Droege in "Der Biberpelz" von Gerhart Hauptman"

Die Autoren des Abends: ( von links) Uwe Friesel, Sandro Maier, Emina Kamber, Andreas Buschmann

(Harfe), Johanna Renate Wöhlke und Dagmar Seifert

Ich bin der Krieg

Ich bin der gewaltsame Massenkonflikt,

bin kontinuierlich  gerne sehr groß –

nicht nur spontan im Zusammenstoß!

Wie liebe ich dieses Leiden!

Wie liebe ich gefährliche Operationen,

strategisch geplant ohne Illusionen.

Wie liebe ich Kampf und Strategie,

eine Kampfhandlung genügt mir nie!

Bin planmäßig im Überfall,

am Boden und im Überschall,

am liebsten immer überall.

Für mich sind Waffen Poesie,

ich küsse und ich liebe sie.

Sie haben eine schöne Haut,

so kühl, so kalt, so wohlgebaut,

so voller Schwung und Energie,

ausdauernd und voll Harmonie

im Klang von Eisen und Metallen

und Wehklagen und Jammerhallen.

Weinen und Schreien sind schöne Laute –

Doch leider gibt`s auch mal ne Flaute.

Das nennt sich Frieden, wissen sie,

dies Wort allein schon – fürchterlich –

für mich ist´s nur gelegentlich…

… ein wenig amüsant…

Denn ich bin stärker, ich bin kräftig,

Den Frieden lull ich sachte ein

Mit guten Worten, das versteht sich,

das ist für ihn wie süßer Wein

und danach wird er oft sehr schläfrig.

Doch ich? Ich bleib wach!

Ich werde immer vom Schicksal geschickt.

Schauen Sie meine Streitkraft an –

Ich bin es, ich mobilisiere Mann um Mann.

Ich, ich, ich habe die Teflon Pfanne erfunden, den Kugelschreiber,

Übrigens auch das Internet.

Kein Morsen und Morden ohne mich!

Mir verdanken sie den Detektorempfänger,

Waschmittel und Moskitonetze.

Ich könnte weitermachen, ohne Hetze

Mit Vivil für die frische Luft der Soldaten,

all das ist durch mich nur da,

selbst die Mundharmonika.

Ich, der Krieg habe sie erfunden!

Sitzen sie nur da und staunen,

sind sie nur erstaunt und raunen!

Ich bin die Quelle aller Kreativität.

Ich bin die Nummer 1, mich kennen sie alle.

In Ruanda, Somalia, Sudan, Kolumbien, Peru, USA, Afghanistan, Indien, Myanmar, Pakistan, Philippinen, Mindanao, Sri Lanka, Irak, Israel, Türkei…

Überall husch ich mal schnell vorbei,

dann bleib ich gern lange.

Wer sonst von ihnen kann das?

Keiner!

Sich das Leben durch Frieden verderben?

Lieber sollten sie gleich sterben.

Bereichern sie meine heimlichen Heere

Unter der Erde und tief im Meere.

Es geht ihnen gut dort, glauben sie mir.

Das ewige Leben, Jungfrau`n und Bier.

Allerdings muss ich aufpassen.

Es ist nicht zu fassen.

Die Erfolgszahl der Kriege scheint mich verlassen.

Nur noch 17 Kriege in der Welt.

Vor zehn Jahren waren es noch 27, davor 34.

Muss ich mir Sorgen machen?

Konflikte entfachen und solche Sachen?

Menschen aufhetzen

Mit lügenden Sätzen,

Frieden verhetzen, Frieden verhetzen,

Häute und Leiber verletzen, verätzen…

Noch bin ich da und werde verweilen,

muss feilen an Beilen und Leiber verteilen.

Hab keine Zeit mehr, muss gehen, muss fliegen, muss eilen…

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