Category: Journalismus


Geburtsort der Aphrodite auf Zypern

An diesem Tag auf Zypern werde ich dem Ursprung einer Göttergeschichte so nahe sein wie nie zuvor in meinem Leben – einer griechischen Göttergeschichte. Aber das weiß ich am Morgen noch nicht. Alles habe ich nämlich vor dieser Reise nicht über Zypern gelesen.

Ich verlasse das Schiff am frühen Morgen im Hafen von Limassol und mache mich im Bus auf den Weg nach Paphos. Dort, so steht es im Reiseführer, gibt es in einem großen Freilichtmuseum wunderbare antike Mosaike zu bewundern. Die haben es mir angetan. Sie möchte ich gerne sehen. Das Mosaik ist für mich schon lange eine Metapher für das Leben. Setzt sich nicht unser ganzes Leben, jeder einzelne gelebte Tag, am Ende wie ein Mosaik zu einem Ganzen zusammen?

Dieser Tag wird an seinem Ende durch ein anderes besonderes Erlebnismosaik reicher sein, denn auf dem Weg nach Paphos erschließt sich mir eine Gottesgeschichte, genauer eine Göttinnengeschichte. Plötzlich hält der Bus nämlich auf einem kleinen Parkplatz oberhalb der steilen Küste des Meeres. Die Reiseführerin weist auf einen kleinen Felsen zur Linken vor uns und erklärt: „ Hier wurde Aphrodite geboren!“ Mehr zur Geburt der Aphrodite erfahren wir nicht. Wer will den Geburtsort der Göttin Aphrodite nicht sehen? Keine und keiner will ihn nicht sehen! Die Kameras werden gezückt. Hier, so die Reiseführerin weiter, sei Aphrodite an Land gegangen und habe sich hinter einem Myrtenstrauch versteckt. Dann sei sie von den Horen geschmückt und dann den Sterblichen präsentiert worden. View full article »

eine Glosse zum Wandel der Zeit

Die Zeiten sind wie sie sind. Erstaunliche Dinge entwickeln sich und regen zum Nachdenken an. Es handelt sich um das Gesäß des Mannes. Auf ihm sitzt der Mann, ganz normal wie jedes andere menschliche Wesen auch.

Es gibt aber menschliche Wesen, die im übertragenen Sinne darauf stehen. Eine Frau behauptete neulich in einem Fernsehinterview sogar, sie finde den Hintern von Brat Pitt anbetungswürdig und zum Niederknien. Damit ist der männliche Hintern nun endgültig erwähnungswürdig und gesellschaftsfähig geworden.

Es ist wie mit den roten Haaren: Erst trugen sie nur Punks, inzwischen sind sie gesellschaftsfähig. Erst musste ein Mann nicht schön sein, nur eben ein Mann. Jetzt wird ihm auch auf den Hintern geschaut. Was bedeutet dies für das Verhältnis zwischen Männern und Frauen? Welcher Hinternkultur gehen wir entgegen? Welchen Blick auf das Maß aller Dinge eröffnet sich durch den intensivierten Blick auf das wohlgeformte Hinterteil des Mannes?

Ich sehe ereignisreiche Zeiten auf uns zukommen. Massenhaft Arbeit für psychologische Berater und Therapeuten, Redner und Schreiber. Nur noch so viel als positive Entwicklung: Wenn der Hintern zu etwas Anbetungswürdigem geworden ist, dann dürfen zukünftig auch alle Schimpfwörter in Verbindung mit ihm als gesellschaftsfähig gelten. Der Arsch im Wandel! Juristen, Pädagogen und Knigge-Fachleute: Zieht euch warm an!

Fazit: Sich gegen den Wandel der Zeit zu sträuben, macht wahrscheinlich nur dann Sinn, wenn man den neuen Perspektiven bessere entgegen zu setzen hat. Aber welche Steigerung ist noch möglich, wenn das der Anbetung Würdige ein Hintern ist? Ich für meinen Teil überlasse die Antwort darauf gerne dem Wandel der Zeit. Er wird es schon richten.

erschienen im Hamburger Abendblatt am  11. Januar 1997

Beim Abschied in Hamburg Harburg

Hans-Ulrich Klose hat am 28. Mai 2013 in Hamburg Harburg auf einer Veranstaltung der AWO bekannt gegeben, dass er nicht mehr für seinen alten Wahlkreis Harburg für den Bundestag kandidieren wird. Das ist ein guter Anlass, sich zu erinnern. In diesem Fall bezieht sich die Erinnerung auf einen Beitrag einer Serie, die ich vor 16 Jahren für das Hamburger Abendblatt/Harburger Rundschau geschrieben habe. Darin habe ich Prominente nach den Spielen ihrer Kindheit gefragt. Hans-Ulrich Klose hat im Interview nicht nur interessantes aus seiner Kindheit und Jugend erzählt, sondern darin auch Fäden gespannt zu seiner Entscheidung, in die Politik zu gehen und warum. Hier also der Beitrag von vor 16 Jahren. Damals war Hans-Ulrich Klose Bundestags-Vizepräsident.

 

 

 

 

Womit haben Sie als Kind gespielt?

Eine Gruppe kleiner Jungen läuft auf einem Friedhof hinter einem Beerdigungszug her, beobachtet, was geschieht, stellt den Zug nach. Am Wegesrand pflücken die Jungen Löwenzahnblüten und werfen sie später auf das Grab. Wirklichkeit und Spiel mischen sich in dieser Grenzerfahrung zwischen Leben und Tod im spielerischen Kontakt mit Trauer, Tränen, Spannung und Lachen. Der kleinste in dieser „Gang“ heißt Hans-Ulrich Klose.  Er hat ein an Grenzerfahrungen reiches politisches Leben vor sich: als Mitglied des Bundestages für die SPD, ihr Schatzmeister, Fraktionsvorsitzender, Erster Bürgermeister View full article »

Mit Schnee bedeckte Eier erschaffen den Schneeeierbaum!

Wir Schreibenden haben es ganz leicht mit den Jahreszeiten. Uns hemmt keine Regel, keine Verwaltungsvorschrift, kein Gesetz. Sogar die Charta der Vereinten Nationen kann uns nicht hindern, unserer Phantasie freien Lauf zu lassen. Wir haben es einfach – wir machen uns nur Gedanken:  Plötzlich sind sie da, die Ergebnisse eines schneegesteuerten Denkprozesses im Spätwinter, der eigentlich schon lange ein  Frühfrühling hätte sein können, es nicht wurde – und nun zum Schnühling  degeniert ist. Richtig gelesen: Schnühling!

Der Schnühling  ist offensichtlich die wettermoderne Zwischenjahreszeit, eingebaut zwischen Winter und Frühling, wenn der Schnee sich noch nicht entschieden hat, den blühenden Stiefmütterchen Platz zu machen und die erwartungsvoll in den Baum gehängten Ostereier sich mit weißer Schneehaube bestaunen lassen. Schnühling ist jetzt. Ein Blick aus dem Fenster macht es mehr als deutlich.

Der klimabesorgte moderne Mensch macht sich daraufhin Gedanken. Er muss dazu nicht unbedingt Journalist oder Schriftsteller sein. Denken reicht aus. Wenn es allerdings darum geht, diese bahnbrechenden Gedanken seinen Mitmenschen mitzuteilen, dann ist es nicht schlecht, in die Tasten zu greifen und den nicht verschneiten Buchstaben einen Besuch abzustatten. View full article »

V.l.n.r.(unten): Prof. Dorothea Wenzel, Fakultät Design Medien und Information (DMI), Dekanin; Annette Hillebrand, Akademie für Publizistik Hamburg, Direktorin; Prof. Wolfgang Swoboda, Fakultät DMI, Studiengang Medien und Information; (oben v.l.n.r.) Prof. Reinhard Schulz-Schaeffer, Fakultät DMI, Professor für Illustration; Kai Voigtländer, Akademie für Publizistik Hamburg, Studiengangleiter; Dr. Carsten Brosda, Amt Medien Hamburg, Leiter.

Akademie für Publizistik Hamburg

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Hamburg, 28. Januar 2013

 

Pressemitteilung

 

Neues journalistisches Studienangebot „Visuelle Publizistik“ bereichert Medienstandort Hamburg

 

Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) und die Akademie für Publizistik (AfP) gehen gemeinsame Wege in der Weiterbildung von Journalistinnen und Journalisten. In Kooperation bieten die beiden Einrichtungen ab dem Wintersemester 2013/14 den berufsbegleitenden Master-Studiengang „Visuelle Publizistik“ (Master of Arts) an.

 

Digitalisierung und Netzausbau ermöglichen neue publizistische Angebots- und Vermittlungsformen. Für die journalistische Praxis ergeben sich daraus neue Formen der Datennutzung, der Recherche und der medialen Informationsaufbereitung. Das veränderte Nutzungsverhalten erfordert darüber hinaus weitere publizistische Medienangebote. Printverlage und Rundfunkanbieter müssen deshalb neue mediale Angebotsformen und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Dafür benötigen Journalisten zusätzliche Kompetenzen in der Datenanalyse und Visualisierung sowie Kenntnisse in der Medienökonomie und dem Medienmanagement.

 

Hier greift das Angebot des zukunftsorientierten Studienangebots von AfP und HAW Hamburg, das Journalistik und Medienwissenschaften mit Illustration, Datenmanagement und Informationsverarbeitung verbindet. Im Fokus stehen dabei innovative Formen der Publizistik im Internet und Visualisierungsstrategien. Die Entwicklung des neuartigen Studienangebots geschah auf explizite Nachfrage aus der Medienwirtschaft. Denn während in den klassischen journalistischen Feldern massive Arbeitsplatzverluste zu beklagen sind, prognostizieren Experten für die hier skizzierten neuen Aufgaben der publizistischen Informationsvisualisierung (in den Sektoren Internet, Online Publishing, E-Learning) übereinstimmend eine erhebliche Nachfrage. Die Kooperation der HAW Hamburg mit der Akademie für Publizistik, die über jahrzehntelange Erfahrung und ein breit gefächertes Angebot in der journalistischen Weiterbildung verfügt, ist ideal geeignet, um Journalistinnen und Journalisten mit all dem auszurüsten, was sie brauchen, um den digitalen Wandel zu gestalten. View full article »

Eine junge Mutter kreiiert für ihre Tochter kunstvolle Schulbrote

Antje Crosby

Schon mal was von Würstchenherzen und Würstchenbonbons gehört oder von Wurzelblumen und Käseengeln, von Sterneiern oder „I-love-You-Bananen“ ? Dann kommt nun die Gelegenheit, all diese Köstlichkeiten kennenzulernen, denn die Heimfelderin Antje Crosby (30) kreiert all diese tollen Appetit- und Gaumenfreuden als Schulbrote für ihre kleine Tochter Madleen. Die geht seit August in die Grundschule.

Niemals langweiliges Schulbrot, das schwor sich Antje Crosby, als sie im Internet über eine Seite „stolperte“, auf der japanische Bento-Boxen zeigen, wie abwechslungsreich und kreativ Nahrungsmittel gestaltet werden können. Was in Japan geht, kann ich auch, so dachte sie. Daraufhin machte sie sich ans Werk und ist inzwischen an Kreativität nicht mehr zu bremsen, denn, so meint sie: „ Wenn es schön aussieht, wird es auch gerne gegessen!“

Vielfältig mit Fantasie

Da werden Äpfel zu kunstvollen Blättern geschnitten und kurz in Zitronensaft getaucht, damit sie nicht braun werden. Auf die Schale einer Banane wird „I love You“ geritzt und nach einer Weile erscheint die Bananenschrift an diesen Stellen gut leserlich braun. Aus Würstchen werden mit gekonnter Schnitttechnik Würstchenbonbons oder Herzen. Die werden übrigens mit Spaghettistangen zusammengehalten. Ein Trick, der zu keinem Abfall führt, denn die kleinen Nudelteile werden mit aufgegessen.

Ein kleiner Babybel Käse und seine rote Rinde eignen sich wunderbar dazu, ein Ninja Gesicht oder auch ein kleines Mädchengesicht daraus zu machen. Karottenscheiben „erblühen“ zu Wurzelblümchen. Warme gekochte Eier verformen sich in einer kleinen Pressform zu Eiersternen, denn weich lassen sie sich gut in eine andere Form schmiegen. View full article »

Bärbel Dräger – eine Kulturbegleiterin beim “Hamburger Kulturschlüssel – ein Angebot von “Leben mit Behinderung in Hamburg”

Bärbel Dräger

Mit dieser Frau möchte ich auch mal gerne ausgehen! Der Gedanke kommt mir gleich nach der ersten Sekunde, denn: Bärbel Dräger hat am helllichten Tag im Advent eine Kerze im Glas vor der Haustür angezündet, um mich zu empfangen. Ich habe mich mit ihr verabredet, weil sie mir etwas über ihre ehrenamtliche Tätigkeit im „Hamburger Kulturschlüssel“ erzählen soll. Dort nämlich geht man miteinander aus: „Kulturbegleiter“ nehmen „Kulturgenießer“ unter ihre Fittiche und begleiten sie zu kulturellen Veranstaltungen aller Art, wenn sie durch Behinderungen nicht in der Lage sind, allein in ein Theater zu gehen, ein Konzert, das Kino, Museen oder Sportveranstaltungen zu besuchen. Die Karten werden von den Hamburger Kulturorganisationen gespendet. Der „Hamburger Kulturschlüssel“ vermittelt die freiwilligen Begleiter und die Freikarten.

Nun gilt meine Aufmerksamkeit einer freundlichen und fröhlichen Frau, deren Charme und wachen Augen ich mich nicht entziehen kann. Die Stiefel aus dem Schnee kann ich am Abtreter vom Schnee befreien und anbehalten. Den Mantel muss ich mit in den zweiten, warmen Flur nehmen, damit er kuschelig warm bleibt. Es geht die Treppe nach oben in ein Zimmer, in dem sie Klavier spielt und auf der Flöte übt. View full article »

Weihnachten – Fest des Lebens 

Oder

Das Leben birgt Risiken, die man nur Hand in Hand bewältigen kann 

Oder

„Show me“ im Berliner Friedrichstadt – Palast 

Oder

Duo Aragorn – Varieté ist ihr Leben!

Berlin: Friedrichstadtpalast

Manchmal kommen Weihnachtsgeschichten überraschend auf uns zu, beginnen zu leben von einer Sekunde zur anderen, aus sich selbst heraus. Dies ist so eine Geschichte – das heißt, eigentlich die Geschichte eines Paares, das auf den Varietébühnen der Welt „Duo Aragorn“ heißt. Luftakrobatik ist ihr Beruf. Luftakrobatik? Welch ein leeres Wort für das, was dieses Paar zu zeigen hat. Zeigen? Welch ein leeres Wort für das, was dieses Paar den Augen, Gedanken und Gefühlen als Fest und Fragenkatalog mit auf den Heimweg gibt. View full article »

erschienen im Hamburger Abendblatt am 17. Dezember 2012

Also – bislang dachte ich immer, die eigentliche Bedeutung des Handtuches sei es, menschliche Körper vom Wasser zu befreien. Besonders schön ist das natürlich im Sommer, wenn nach dem Schwimmen und Baden die Sonne so richtig schön scheint und mit ihren warmen Strahlen die Trocknungsfunktion des Handtuches unterstützt.

So weit, so gut.

Und im Winter? Worin nun also liegt die besondere Bedeutung des Handtuches im Winter?  Die Bedeutung des Handtuches im Winter liegt darin, dass es bei Schnee und Matsch die Hausflure und Eingänge von Häusern und Wohnungen ziert – nicht am Haken aufgehängt natürlich, sondern auf dem Boden. Die Schuhe und nicht der vom Schwimmen nasse Körper müssen „abgetrocknet“, Salz abgestreift und Krümel des Rutschschutzes auf Gehwegen entfernt werden.

Wie sieht Ihr Bodenhandtuch in diesen Tagen aus? Haben Sie ein altes Handtuch genommen oder sind auf die Idee gekommen, eine Frottee Badezimmermatte zu nehmen? Dachte ich es mir doch. Damit hätten wir die Verbindung zum Sommer wieder hergestellt.

Ich bin nun dabei zu überlegen, dass die Marktlücke „Schneematschabstreifungsvorlagehandtuch“ oder so noch zu füllen wäre. Das ist eine so einfache Idee, und doch glaube ich nicht, dass sie schon jemand vor mir hatte. Im nächsten Jahr werde ich das mal in Angriff nehmen. Johanna R. Wöhlke

erschienen im Hamburger Abendblatt am 8.September 2012

Verfolgungsjagden

Gerade ist mein Mann auf Verfolgungsjagd. Ich höre das ganz deutlich, denn offensichtlich gestaltet sich diese „sportliche Übung“ nicht zu seinem Hochgenuss. Nicht dass es über Stock und Stein geht, nein. Nicht dass er sich dabei körperlich anstrengen muss, bewahre! Nicht dass er ins Schwitzen dabei käme und sich tausende von Kalorien dabei abtrainierte, nicht doch! Es sitzt ganz ruhig vor seinem Computerbildschirm und verfolgt.

Was verfolgt der Liebe denn nun da? Er verfolgt ein Paket. Genauer gesagt, er verfolgt nicht ein Paket, sondern er verfolgt eine Paketsendung. Diese Paketsendung ist nämlich mit einem Link verbandelt,  nicht wirklich, eben auch nur im Internet, und dieser Link spielt manchmal verrückt. Gibt man diesen Link ein, kann man immer genau View full article »